Wir fordern einen rechtlichen Schutz vor Gewichtsdiskriminierung und fiebern dem Moment entgegen, wo unsere Petition veröffentlicht wird und unterzeichnet werden kann. Sie muss hierfür mehrere Schritte durchlaufen, daher können wir aktuell nicht genau sagen, wann das sein wird. Wir haben deshalb einen Newsletter „Petition“ eingerichtet, für den Sie sich hier anmelden können. Über diesen Newsletter werden wir ausschließlich Informationen zu unserer Petition versenden.
Ein Cuxhavener Hotel schließt dicke Menschen aus. Die Hotelbetreiberin fühlt sich durch den Anblick gestört: „Also ich finde es persönlich diskriminierend, dass ich so einen Anblick ertragen muss“, sagt sie gegenüber Radio Bremen. Was in der Presse als einzelne Schlagzeile erscheint, ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs: Benachteiligungen von dicken Menschen sind in Deutschland an der Tagesordnung, sei es auf dem Arbeitsmarkt, bei der Wohnungssuche oder im Gesundheitswesen. Wir haben daher eine Petition beim Petitionsauss des Bundesstages eingereicht.
Wir fordern einen wirksamen, gesetzlich verankerten Schutz vor Gewichtsdiskriminierung in privatrechtlichen Verhältnissen: die Erweiterung von § 1 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) um den Diskriminierungstatbestand „Gewicht“.
Sobald die Petition unterschrieben werden kann, werden wir den Link auf unserer Website veröffentlichen.
Wortlaut der Petition Schutz vor Gewichtsdiskriminierung gesetzlich verankern! Benachteiligungen von dicken Menschen sind in Deutschland an der Tagesordnung, sei es auf dem Arbeitsmarkt, bei der Wohnungssuche oder im Gesundheitswesen. Wir fordern daher einen wirksamen gesetzlich verankerten Schutz vor Gewichtsdiskriminierung in privatrechtlichen Verhältnissen: § 1 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) muss um den Diskriminierungstatbestand „Gewicht“ erweitert werden!
Begründung Diskriminierung anhand eines hohen Körpergewichts geschieht täglich, überall und sie betrifft immer mehr Menschen. Zu einem hohen Anteil findet sie im Bereich der privaten Wirtschaftsbeziehungen statt, also im Berufsleben, in den Bereichen Mobilität und Freizeit sowie Gesundheit und Pflege. 78 Prozent der erwachsenen deutschen Bevölkerung haben Vorurteile gegenüber dicken Menschen oder widersprechen diesen nicht, zeigt die Studie „Stigmatisierende Einstellungen zur Adipositas in der deutschen Bevölkerung“. In einer repräsentativen Umfrage von forsa im Auftrag der DAK gaben 15 Prozent an, dass sie bewusst den Kontakt zu dicken Menschen meiden. Angesicht dieser Zahlen sieht die Bevölkerungsmehrheit Handlungsbedarf. In einer Studie der Universität Leipzig sprachen sich beispielsweise 60 Prozent der Befragten für einen Schutz vor Gewichtsdiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt aus.
Bislang gibt es für dicke Menschen keine Möglichkeit, sich gerichtlich zur Wehr zu setzen. Sebastian Bickerich, Pressesprecher der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, gegenüber der Bild: „Nur wenn Übergewicht die Schwelle einer Behinderung erreicht, besteht Diskriminierungsschutz. Deshalb dürfte es für Betroffene schwer sein, unter Verweis auf das AGG gegen [diskriminierende] Bestimmungen […] gerichtlich vorzugehen.“ Seine Empfehlung: „Der Gesetzgeber sollte prüfen, ob der in Deutschland recht eng gefasste Katalog der geschützten Merkmale ausgeweitet beziehungsweise präzisiert werden sollte.“
Auch in den Handlungsempfehlungen der Repräsentativbefragung „Diskriminierungserfahrungen in Deutschland“ (2017) heißt es: „Die vielen Diskriminierungserfahrungen, die Personen anhand äußerlicher Merkmale, insbesondere anhand des Gewichts, erlebt haben, belegen den dringenden Handlungsbedarf, für diese Personen eine Möglichkeit zu schaffen, sich gegen ihre Diskriminierungserfahrungen zur Wehr zu setzen“.
Wir fordern daher: „Gewicht“ in § 1 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) aufnehmen und dicke Menschen effektiv vor Gewichtsdiskriminierung schützen!
Kampagne zur Prävention von Diskriminierung im Falle einer Triage und bei der medizinischen Versorgung
In Zeiten von Corona treibt viele dicke Menschen die Sorge um, dass im Falle knapper intensivmedizinischer Betten die Würfel immer zu ihren Ungunsten fallen werden. Und das unabhängig davon, ob sie bei individueller Betrachtung zu den Patient*innen zählen, die von der Behandlung am meisten profitieren würden. Dieses Problem wird nun Dank dieser europäischen Initiative endlich Teil der öffentlichen Debatte werden: https://www.we4fatrights.eu
Wir freuen uns sehr, dass die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung hieran zusammen mit vielen, vielen anderen aus dem gesamten europäischen Raum mitwirken durfte. Genauere Informationen dazu werden Sie bald unter dem Punkt Danksagungen auf der Website finden, der aktuell noch erarbeitet wird. Über folgenden Link können Sie den offenen Brief, den wir dem Deutschen Ethikrat übersandt haben, unterzeichnen: https://we4fatrights.eu/unterzeichnen/
Wir hoffen, dass diese Initiative Ihne Mut macht und wünschen Ihnen allen alles Gute!
Zu diesem Thema hatten wir Anfang Mai mit unserem Beiratsmitglied Dr. Friedrich Schorb gesprochen. Jetzt wurde das Thema nochmals von der Süddeutschen Zeitung und Spiegel Online aufgegriffen. Dr. Schorb hat sich beide Artikel genauer angesehen:
Risikofaktoren für Vorurteile
Mit den Überschriften “Risiko Fettleibigkeit“ und “Forscher weisen höheres Sterblichkeitsrisiko durch Fettleibigkeit nach“ verweisen Süddeutsche Zeitung und Spiegel Online auf eine britische Studie zu Risikofaktoren für die Sterblichkeit von Covid-19-Patient*innen. Weder Süddeutsche Zeitung noch Spiegel Online nennen in ihren Artikeln konkrete Zahlen, wie stark denn nun die Sterblichkeit durch “Fettleibigkeit“ bei Covid-19-Patient*innen erhöht ist. Dafür sind beide Artikel mit Bildern sogenannter “headless fatties“ illustriert, also mit Fotos von dicken Menschen ohne Kopf, dafür aber mit entblößten oder leichtbekleideten Bauch.
Der Fachartikel aus dem British Medical Journal auf den sich sowohl Spiegel Online und Süddeutsche Zeitung beziehen, befasst sich mit dem Einfluss von Vorerkrankungen auf das Sterblichkeitsrisko von Covid-19-Patient*innen in Großbritannien. Neben dem hohen Lebensalter, dem mit Abstand höchsten Risiko für Covid-19-Patient*innen, werden in einer Tabelle eine Reihe weiterer chronischer Erkrankungen genannt, die die Sterblichkeit für Covid-19 moderat erhöhen. In dieser Auflistung steht auch hohes Körpergewicht, definiert hier als BMI größer 30. Allerdings erwähnt der Artikel auch, dass nur 11 Prozent der beobachteten rund 20.000 Patient*innen einen BMI größer 30 hatten. Nach aktuellen Erhebungen haben aber fast 30 Prozent der erwachsenen britischen Bevölkerung einen BMI im entsprechenden Bereich.
Der Artikel kann dafür keine zufriendenstellende Erklärung anbieten. Mutmaßlich hätten nicht alle Ärzt*innen den BMI bei der Einweisung der Patient*innen erfasst. Was nicht im Artikel steht: Mutmaßlich haben die Ärzt*innen den BMI vor allem bei denjenigen Patient*innen erfasst, die ganz offensichtlich hochgewichtig waren, also einen BMI deutlich über 30 hatten. In jedem Fall hat die Studie durch die lückenhafte Erfassung keine Aussagekraft mehr für die Frage, ob hohes Körpergewicht ein Risikofaktor für Covid-19-Patient*innen darstellt. Dementsprechend wird in der Veröffentlichung auch gar nicht weiter darauf eingegangen – dafür aber umso ausführlicher auf andere Risikofaktoren.
Wer hingegen die Überschriften von SZ und Spiegel Online liest und die dazugehörigen Bilder sieht, bekommt einen gänzlich anderen Eindruck. Hier wird suggeriert, erhöhte Sterblichkeit aufgrund des Körpergewichts sei das zentrale Ergebnis der Studie. Was wiederum vor allem eines beweist: Risikofaktoren für Vorurteile sind irreführende Überschriften und stigmatisierende Bilder.
Wir freuen uns immer wieder, wenn uns Forschungsanfragen erreichen, da die Ergebnisse unsere Arbeit für Euch überhaupt erst möglich machen. Wir möchten Euch daher bitten, an folgender Umfrage zum Thema “Körperakzeptanz & Gewicht“ teilzunehmen.
Informationen zum Forschungsvorhaben von der Leiterin des Projekts:
Hallo zusammen,
im Rahmen meiner Forschungsarbeit an der Universität Bamberg forschen mein Team und ich aktuell zum Thema “Körperakzeptanz & Gewicht“. Hierzu haben wir eine Online-Studie erstellt und freuen uns sehr, wenn möglichst viele von Ihnen daran unter folgendem Link teilnehmen:
Insbesondere möchten wir herausfinden, was Menschen dabei hilft, ihren Körper zu akzeptieren – und zwar unabhängig von ihrem Gewicht und ihrer Figur – und warum das teilweise auch schwierig sein kann. Dabei interessiert uns Ihre Meinung – egal ob Sie Ihren Körper aktuell eher mehr oder weniger akzeptieren können, egal wie alt Sie sind, wie fit oder welchem Geschlecht Sie sich zuordnen. Die Teilnahme an unserer internationalen Studie ist auf deutsch oder englisch möglich. Die Teilnahmen dauert ca. 30 Minuten und funktioniert am Bestem am PC/Laptop, die Teilnahme ist aber auch über das Smartphone möglich. Weitere Infos und Videos, auf denen ich kurz etwas zu mir und zur Studie sage finden Sie auch hier:
Wir wünschen Ihnen viele interessante Gedankenanstöße durch unsere Studie und freuen uns auch, wenn Sie diese Einladung zur Teilnahme in Ihrem Bekanntenkreis weiterleiten.
Schon jetzt vielen Dank für jede Unterstützung unseres Projekts,
Herzliche Grüße
Dr. Jana Knodt
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