Hotel in Cuxhaven: Dicke müssen draußen bleiben, Möbel gehen vor

Angelika Hargesheimer vor ihrem Hotel, Screenshot butenunbinnen.de

Im Beachhotel Sahlenburg am Strand von Cuxhaven müssen Hochgewichtige, Kinder und Menschen mit einer Behinderung draußen bleiben. Die Hotelbesitzerin hat sich ganz bewusst dafür entschieden, dass die Bedürfnisse der Designermöbel über denen der potentiellen Gäste stehen sollen und gibt das in den Buchungsbedingungen an: “Aus Haftungsgründen weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass das Interieur unseres Hauses für Menschen mit einem Körpergewicht von mehr als 130 kg nicht geeignet ist.”

Sie findet das nicht diskriminierend. Im Gegenteil, dicke Menschen auszuschließen, sieht sie sogar als Beitrag zum Diskriminierungsschutz: “Also ich finde es persönlich diskriminierend, dass ich so einen Anblick ertragen muss” Eine Satz, der dicken Menschen aus den Hasskommentaren im Netz bestens vertraut ist. Hier hat er ein eigenes Hotel.

Wir bedanken uns bei unserem Beiratsmitglied Dr. Friedrich Schorb dafür, dass er im Artikel so entschieden Kontra gegeben hat. Der Fall wurde von der überregionalen Presse aufgegriffen. In der BILD kommt hierzu auch unsere Vorsitzende, Natalie Rosenke, zu Wort.

buten un binnen
In diesem Hotel in Cuxhaven sind dicke Menschen nicht willkommen

BILD
Bei 130 Kilo ist Schluss: Nordsee-Hotel lässt keine dicken Gäste rein

Ist hohes Gewicht ein Risikofaktor innerhalb der Pandemie?

Zu diesem Thema hatten wir Anfang Mai mit unserem Beiratsmitglied Dr. Friedrich Schorb gesprochen. Jetzt wurde das Thema nochmals von der Süddeutschen Zeitung und Spiegel Online aufgegriffen. Dr. Schorb hat sich beide Artikel genauer angesehen:

Risikofaktoren für Vorurteile

Mit den Überschriften “Risiko Fettleibigkeit“ und “Forscher weisen höheres Sterblichkeitsrisiko durch Fettleibigkeit nach“ verweisen Süddeutsche Zeitung und Spiegel Online auf eine britische Studie zu Risikofaktoren für die Sterblichkeit von Covid-19-Patient*innen. Weder Süddeutsche Zeitung noch Spiegel Online nennen in ihren Artikeln konkrete Zahlen, wie stark denn nun die Sterblichkeit durch “Fettleibigkeit“ bei Covid-19-Patient*innen erhöht ist. Dafür sind beide Artikel mit Bildern sogenannter “headless fatties“ illustriert, also mit Fotos von dicken Menschen ohne Kopf, dafür aber mit entblößten oder leichtbekleideten Bauch.

Der Fachartikel aus dem British Medical Journal auf den sich sowohl Spiegel Online und Süddeutsche Zeitung beziehen, befasst sich mit dem Einfluss von Vorerkrankungen auf das Sterblichkeitsrisko von Covid-19-Patient*innen in Großbritannien. Neben dem hohen Lebensalter, dem mit Abstand höchsten Risiko für Covid-19-Patient*innen, werden in einer Tabelle eine Reihe weiterer chronischer Erkrankungen genannt, die die Sterblichkeit für Covid-19 moderat erhöhen. In dieser Auflistung steht auch hohes Körpergewicht, definiert hier als BMI größer 30. Allerdings erwähnt der Artikel auch, dass nur 11 Prozent der beobachteten rund 20.000 Patient*innen einen BMI größer 30 hatten. Nach aktuellen Erhebungen haben aber fast 30 Prozent der erwachsenen britischen Bevölkerung einen BMI im entsprechenden Bereich.

Der Artikel kann dafür keine zufriendenstellende Erklärung anbieten. Mutmaßlich hätten nicht alle Ärzt*innen den BMI bei der Einweisung der Patient*innen erfasst. Was nicht im Artikel steht: Mutmaßlich haben die Ärzt*innen den BMI vor allem bei denjenigen Patient*innen erfasst, die ganz offensichtlich hochgewichtig waren, also einen BMI deutlich über 30 hatten. In jedem Fall hat die Studie durch die lückenhafte Erfassung keine Aussagekraft mehr für die Frage, ob hohes Körpergewicht ein Risikofaktor für Covid-19-Patient*innen darstellt. Dementsprechend wird in der Veröffentlichung auch gar nicht weiter darauf eingegangen – dafür aber umso ausführlicher auf andere Risikofaktoren.

Wer hingegen die Überschriften von SZ und Spiegel Online liest und die dazugehörigen Bilder sieht, bekommt einen gänzlich anderen Eindruck. Hier wird suggeriert, erhöhte Sterblichkeit aufgrund des Körpergewichts sei das zentrale Ergebnis der Studie. Was wiederum vor allem eines beweist: Risikofaktoren für Vorurteile sind irreführende Überschriften und stigmatisierende Bilder.

SPON
Covid-19-Beobachtungsstudie: Forscher weisen höheres Sterblichkeitsrisiko durch Fettleibigkeit nach

SZ
Covid-19: Risiko Fettleibigkeit

Forschungsvorhaben “Körperakzeptanz & Gewicht“

Wir freuen uns immer wieder, wenn uns Forschungsanfragen erreichen, da die Ergebnisse unsere Arbeit für Euch überhaupt erst möglich machen. Wir möchten Euch daher bitten, an folgender Umfrage zum Thema “Körperakzeptanz & Gewicht“ teilzunehmen.

https://www.soscisurvey.de/bodyaccept/

Informationen zum Forschungsvorhaben von der Leiterin des Projekts:

Hallo zusammen,

im Rahmen meiner Forschungsarbeit an der Universität Bamberg forschen mein Team und ich aktuell zum Thema “Körperakzeptanz & Gewicht“. Hierzu haben wir eine Online-Studie erstellt und freuen uns sehr, wenn möglichst viele von Ihnen daran unter folgendem Link teilnehmen:

https://www.soscisurvey.de/bodyaccept/

Insbesondere möchten wir herausfinden, was Menschen dabei hilft, ihren Körper zu akzeptieren – und zwar unabhängig von ihrem Gewicht und ihrer Figur – und warum das teilweise auch schwierig sein kann. Dabei interessiert uns Ihre Meinung – egal ob Sie Ihren Körper aktuell eher mehr oder weniger akzeptieren können, egal wie alt Sie sind, wie fit oder welchem Geschlecht Sie sich zuordnen. Die Teilnahme an unserer internationalen Studie ist auf deutsch oder englisch möglich. Die Teilnahmen dauert ca. 30 Minuten und funktioniert am Bestem am PC/Laptop, die Teilnahme ist aber auch über das Smartphone möglich. Weitere Infos und Videos, auf denen ich kurz etwas zu mir und zur Studie sage finden Sie auch hier: 

https://www.instagram.com/jana.research/ 
https://www.facebook.com/bodyaccept.research/

Wir wünschen Ihnen viele interessante Gedankenanstöße durch unsere Studie und freuen uns auch, wenn Sie diese Einladung zur Teilnahme in Ihrem Bekanntenkreis weiterleiten.

Schon jetzt vielen Dank für jede Unterstützung unseres Projekts,

Herzliche Grüße

Dr. Jana Knodt

Dünne Datenlage für dicken Risikofaktor

Verlauf von Covid-19: Risikofaktor Übergewicht“ so titelte SPIEGEL Online (SPON) am 11. Mai. Wir haben dazu mit Dr. Friedrich Schorb gesprochen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Public Health der Universität Bremen und Mitglied im Beirat der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung.

Anfang der Woche war auf SPIEGEL Online zu lesen, dass ein hohes Gewicht ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf von Covid-19 sein soll. Worauf basiert diese Aussage?

Im Wesentlich auf zwei Studien, einer aus New York, einer aus Großbritannien. Die erste Studie hat überprüft, wie viele Menschen, die positiv auf den COVID-19-Virus getestet wurden, zur Behandlung ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Die zweite Studie aus Großbritannien hat untersucht, wie hoch die Überlebenswahrscheinlichkeit von COVID-19-Patienten in Intensivbehandlung war. Zudem wurde noch eine Studie aus Frankreich erwähnt, die aber wenig aussagekräftig ist, weil sie sich nur auf ein Behandlungszentrum bezieht.

In den ersten Studien zu COVID-19 wurde ein höheres Risiko für Männer festgestellt, was damals damit erklärt wurde, dass in Asien kulturell bedingt vor allem Männer rauchen. Diese Herleitung steht inzwischen in Frage, aber sie zeigt, dass die Eigenheiten einer Region bei der Einordnung der Ergebnisse eine Rolle spielen. Wie sehen Sie das bei der Studie aus New York?

Die Studie aus New York hatte zum Ergebnis, dass Menschen, die positiv auf Corona getestet wurden und einen BMI größer 40 haben, ein um den Faktor 6 erhöhtes Risiko tragen, wegen ihrer  Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden zu müssen als Menschen mit “Normalgewicht“. Faktor 6 klingt erst mal viel, aber im Vergleich zum Faktor 66, der angibt wie stark die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, dass Menschen, die 75 Jahre oder älter sind, aufgrund ihrer  Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden müssen, ist der Risikofaktor hohes Körpergewicht relativ gering.

Hinzukommt: Die Studie kontrolliert nicht die soziale Herkunft der Patient*innen mit einem BMI größer 40. Dabei wissen wir, dass Menschen aus Haushalten mit geringem Einkommen deutlich öfter einen hohen BMI haben. Das gilt für die Bevölkerung insgesamt, aber besonders für Städte wie New York, in denen ein niedriges Körpergewicht häufig eine Voraussetzung für gesellschaftlichen Aufstieg ist und Sozialstatus, Wohnort und Körpergewicht deshalb besonders stark zusammenhängen. 

Aus New York gibt es zudem umfangreiche Daten über die Betroffenheit und die Sterblichkeit in Folge von COVID-19. Dabei zeigt sich, dass diese in ärmeren Stadtteilen deutlich höher liegt als in reicheren Stadtteilen. Schon vor Corona betrugen die Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen den New Yorker Stadtteilen mehr als zwanzig Jahre. Durch die Corona-Pandemie verschärft sich dieses Problem, insbesondere auch deswegen, weil viele ärmere US-Amerikaner*innen über keine oder nur eine unzureichende Krankenversicherung verfügen. Menschen ohne hinreichende Krankenversicherung suchen das Gesundheitssystem seltener auf bzw. erst dann, wenn die Symptome schon weit fortgeschritten sind. Auch dies erklärt, warum Menschen aus sozial benachteiligten Haushalten mit Corona-Infektion häufiger im Krankenhaus behandelt werden müssen. Und auch unter dieser Bevölkerungsgruppe sind Menschen mit einem hohen Körpergewicht überrepräsentiert. Bei dicken Menschen kommt noch ein anderer Faktor hinzu. Sie meiden häufig Kontakte mit dem Gesundheitssystem aus Angst vor Diskriminierung.

Wie steht es um die Studie aus Großbritannien: Werden hier die von Ihnen genannten Faktoren zur Einordnung der Ergebnisse herangezogen?

Die im Spiegel-Artikel erwähnte Studie aus Großbritannien befasste sich mit der Überlebenswahrscheinlichkeit von Menschen, die mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt wurden. Die Sterblichkeit aufgrund einer Corona-Infektion ist dieser Studie zufolge für Menschen mit einem BMI größer 30 um den um Faktor 1,37 (also 37 Prozent) gegenüber Menschen mit “Normalgewicht“ erhöht. Hingegen erhöht ein Lebensalter von über 80 Jahren die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Verlaufs gegenüber Menschen, die jünger als 50 Jahre sind um den Faktor 13,59, für Menschen zwischen 70 und 79 Jahren liegt dieser Wert bei 9,59 und für Menschen im Alter von 50-69 Jahren immer noch bei 4,02. Auch hier zeigt sich, dass das Körpergewicht im Vergleich zum Alter eine vernachlässigbare Größe ist, zumal auch hier die Gruppe der Hochgewichtigen nicht für den Faktor soziale Herkunft kontrolliert wurde, was eine Verzerrung (unter den Hochgewichtigen sind sozial Benachteiligte überrepräsentiert) wahrscheinlich macht.

Der Titel “Verlauf von Covid-19: Risikofaktor Übergewicht“ ist bereits eine Falschmeldung, weil “Übergewicht“ gemäß WHO einen BMI von 25 bis < 30 beschreibt, um den es im Artikel gar nicht geht. Aber davon unabhängig: Wie sehen Sie solche Überschriften? 

Es ist wichtig, dass solche Berichte und Studien nicht unwidersprochen bleiben bzw. in ihren Kontext eingeordnet werden. Angesichts knapper werdender Ressourcen im Gesundheitswesen und besonders angesichts der Diskussion um die Triage, also das Rationieren von Behandlungen bei akuter Knappheit von Ressourcen in Abhängigkeit der Überlebenswahrscheinlichkeit der Patient*innen, kann der Eindruck, hochgewichtige Menschen hätten schlechtere Überlebenschancen, zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden, wenn eben diese Menschen dann aufgrund fragwürdiger Statistiken tatsächlich nicht behandelt werden.

Das Robert Koch Institut (RKI) weist “stark adipöse Menschen“ inzwischen als Risikogruppe aus. Artikel wie der von SPIEGEL Online festigen dieses Bild in der Bevölkerung. Welche Konsequenzen hat das für hochgewichtige Menschen in Deutschland?

Bislang gibt es noch keine offiziellen Konsequenzen: Anders als in Frankreich, wo Menschen mit hohem Körpergewicht nahe gelegt wird zuhause zu bleiben, gibt es solche Empfehlungen für Deutschland nicht. Aber die Diskussion trägt natürlich stark zur Stigmatisierung dicker Menschen bei. Für Deutschland liegen bislang auch keine Statistiken vor, die eine stärkere Betroffenheit oder Sterblichkeit von COVID-19 bei dicken Menschen nahelegen würden. Dicke Menschen dazu aufzufordern, sich selbst zu isolieren, ist problematisch, weil Isolation selbst zu sozialen Problemen beiträgt.

Covid-19: Schutz vor medizinischer Diskriminierung

Kampagne zur Prävention von Diskriminierung im Falle einer Triage und bei der medizinischen Versorgung

In Zeiten von Corona treibt viele dicke Menschen die Sorge um, dass im Falle knapper intensivmedizinischer Betten die Würfel immer zu ihren Ungunsten fallen werden. Und das unabhängig davon, ob sie bei individueller Betrachtung zu den Patient*innen zählen, die von der Behandlung am meisten profitieren würden. Dieses Problem wird nun Dank dieser europäischen Initiative endlich Teil der öffentlichen Debatte werden:
https://www.we4fatrights.eu

Wir freuen uns sehr, dass die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung hieran zusammen mit vielen, vielen anderen aus dem gesamten europäischen Raum mitwirken durfte. Genauere Informationen dazu werden Sie bald unter dem Punkt Danksagungen auf der Website finden, der aktuell noch erarbeitet wird. Über folgenden Link können Sie den offenen Brief, den wir dem Deutschen Ethikrat übersandt haben, unterzeichnen:
https://we4fatrights.eu/unterzeichnen/

Wir hoffen, dass diese Initiative Ihne Mut macht und wünschen Ihnen allen alles Gute!

Aus dem Job gemobbt: hochgewichtige Fachkräfte unerwünscht

Foto von Luis Melendez / Unsplash

Nichts ist so kostbar wie medizinisches Personal mit Einfühlungsvermögen, Kompetenz und einer großen Portion Begeisterung für den eigenen Beruf. Das wird uns in Zeiten der Not besonders bewusst, doch diese Krankenschwester hat diese Form der Wertschätzung nicht erlebt. Sie ist hochgewichtig und dafür aus ihrem Traumberuf gemobbt worden. Sie fehlt uns heute dort, wo schon vor Corona händeringend Kräfte gesucht wurden.

Klatschen Sie heute Abend auch für sie!

Zeit Online | Es gab Patienten, die mich dickes Schwein nannten
Ein Artikel von David Gutensohn

Fit mit Körperhass? Nein Danke.

Es ist wieder soweit: Die Fitnessstudios blasen zum Angriff auf den Winterspeck und überbieten sich in der negativen Darstellung des dicken Körpers. Platz 1 geht dieses Mal an ACTIV FITNESS, wie wir finden. In der Kampagne “Weg mit dem Weihnachtsschmuck!” stellt die Kette dicke Menschen als Weihnachtskugel dar. Auf einen Kopf wird dabei bewusst verzichtet. Zurück bleibt ein Rumpf, der als unpersönliche Masse ins Szene gesetzt wird. Eine beliebte Form der entmenschlichten Darstellung, die als “headlessfatty” bekannt ist. 

Das Studio setzt auf Körperhass als Motivation für die Mitgliedschaft – und das sowohl in Bezug auf den eigenen Körper, sich dick fühlen genügt, als auch auf den dicken Körper ganz allgemein. ACTIV FITNESS trägt damit zur Stigmatisierung des dicken Körpers bei. Dem wollen wir uns entgegenstellen! In Zusammenarbeit mit Yes2Bodies, die uns auf die Schweizer Kampagne der Kette aufmerksam gemacht haben, ist daher die Aktion “Weg mit der Gewichtsdiskriminierung!” entstanden. Wir bitten Euch darum, unsere Aktion auf Facebook und Twitter zu unterstützen!

Zeig mit uns Gewichtsdiskriminierung die rote Karte!

In Berlin ist ein Diskriminierungsschutz für das Merkmal Gewicht zum Greifen nahe. Die Frauen von Bündnis 90/Die Grünen Berlin und die Jusos Berlin haben sich 2018 dafür ausgesprochen, Gewicht in § 2 des Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) aufzunehmen, die sozialdemokratischen Frauen (ASF-Berlin) im September 2019. Kurz danach ist der Antrag mit dem Titel “Den Schutz vor Gewichtsdiskriminierung im LADG explizit verankern“ auch auf dem Landesparteitag der SPD beschlossen worden.

Jetzt geht es darum, dass das Merkmal in den letzten Verhandlungsrunden für das Gesetz auf den Tisch kommt. Dabei brauchen wir Ihre Unterstützung! Warum ist dieses politische Signal für Sie wichtig? Warum sollte Gewichtsdiskriminierung dringend Thema in der politischen Debatte werden? Teilen Sie Ihre Gedanken in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #LADGmitGewicht. Sie haben Kontakte in die Politik hinein? Dann setzen Sie das Thema auf die Agenda!

Sie wohnen nicht in Berlin? Das Gesetz betrifft Sie dennoch, und zwar ausfolgendem Grund: Das Landesantidiskriminierungsgesetz von Berlin wird das erste verabschiedete Gesetz seiner Art in der Bundesrepublik sein. Schafft es das Merkmal Gewicht in § 2 des LADG für Berlin, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich das Merkmal bald auch in den Entwürfen weiterer Bundesländer findet.

Darüber hinaus unterstützen Sie unsere Arbeit in hohem Maße, wenn Sie sich für dieses Anliegen einsetzen. Die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung wurde 2005 gegründet und hat bis heute weder eigene Räume noch finanzierte Stellen. Ursache ist, dass die hierfür erforderlichen Fördermittel auf die Bevölkerungsgruppen zugeschnitten sind, die sich aus den in § 1 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) genannten Merkmalen ableiten lassen. Gewicht ist keines der genannten Merkmale und wird auch von keinem anderen vollumfänglich erfasst. Sollte Gewicht ins Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG) von Berlin aufgenommen werden, könnte sich das auf Landesebene ändern. Die Finanzierung unserer Arbeit würde uns vieles ermöglichen, was wir ehrenamtlich nicht leisten können, beispielsweise eine Beratung für Betroffene.

Abschließend noch ein paar Anmerkungen zum Geltungsbereich des Gesetzes für Interessierte. Das LADG ist ein Landesgesetz und richtet sich damit auf das, was in die Zuständigkeit des Landes Berlin fällt. Es findet Anwendung in allen Bereichen, in denen Bürger*innen auf öffentliche Verwaltung, Bildungswesen oder Polizei treffen, also beispielsweise im Finanzamt, in der Schule und in der Justiz. Es ergänzt damit das bundesweit privatrechtlich wirksame Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).

Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG)
Entwurf (aktueller Stand)

Landesparteitag der SPD 2019
Antrag 191/II/2019: “Den Schutz vor Gewichtsdiskriminierung im LADG explizit verankern”

GRÜNE Frauen*Konferenz 2018
Antrag V3 Diskriminierungsmerkmal „Gewicht“ ins Landesantidiskriminierungsgesetz

JUSOS Landesdelegiertenkonferenz 2018
Antrag F2_1/18 “Mein Körper geht nur mich etwas an!“: Stop Fatshaming!

Pressemitteilung der GgG
Kommt der rechtliche Schutz vor Gewichtsdiskriminierung?



Unterstütze mit uns “Dick im Geschäft”

Gewichtsvielfalt ist selten ein Thema, wenn von Diversity gesprochen wird, denn bisher ist Gewicht keine in der Charta der Vielfalt genannte Diversity Dimension. Mit einem Klick könnt Ihr dazu beitragen, dass sich das ändert!

Der pme Familienservice​ hat es mit seiner Kampagne “Dick im Geschäft” in die Endausscheidung für die schönste Aktion 2019 der Charta der Vielfalt geschafft. Die Kampagne richtet sich gezielt an dicke Fachkräfte und fordert sie zur Bewerbung auf. „Das ist eine Win-Win-Situation für beide – für uns als Arbeitgeber, weil wir den Teil der Work Force ermutigen, bei uns zu arbeiten, der woanders schlechte Erfahrungen gemacht hat. Und es ist schön, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem man nicht wegen seines Körpergewichts gemobbt wird“.

Die Kampagne besetzt den dicken Körper positiv und bringt Gewichtsdiskriminierung zur Sprache, damit hat sie ganz klar unsere Stimme. Das siehst Du genauso? Dann auf zur Abstimmung – jede Stimme zählt!

Die Abstimmung läuft noch bis zum 12. Juli.

Lasst uns über Gewichtsdiskriminierung reden!

Ein Motiv der Kampagne #DarüberReden

Ausgeschlossen zu werden, das ist eine Diskriminierungserfahrung, die viele Gruppen in unterschiedlicher Weise betrifft. “In den Club wurde ich nicht reingelassen” gilt bei dicken Menschen vor allem für Fitness Clubs. Der dicke Körper entspricht nicht dem Bild, mit dem die Branche nach außen wirbt. Jetzt können Diskriminierungserfahrungen wie diese politisch etwas bewegen, denn die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) hat die Kampagne “Darüber Reden” gestartet. Schildern Sie Ihre Diskriminierungserfahrungen, damit Gewichtsdiskriminierung politisch sichtbar wird! Mischen Sie mit auf Twitter, Facebook und Instagram und vor allem: Sagen Sie weiter! Begleitend zu der Kampagne werden laut ADS Unterrichtsmaterialien für Schulen erarbeitet und Live-Events mit prominenten Gästen veranstaltet. Eine #DarüberReden-Abschlussveranstaltung im Januar wird nach Ende der Kampagne die unter #DarüberReden geschilderten Erfahrungen auswerten und politische Antworten formulieren. Ihr habt in der Hand, ob Gewichtsdiskriminierung hier Thema sein wird.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Kampagne:
www.darueberreden.de