Als die französische Tennisspielerin Marion Bartoli 2013 in Wimbledon den Titel holte, stand sie leider weniger wegen ihrer sportlichen Leistung im Fokus: Statt zu honorieren, dass sie z. B. zu den wenigen Spielerinnen gehört, die das Turnier ohne Satzverlust gewinnen konnten, wurde ihr Aussehen durch die Medien und anonym im Internet kommentiert.
Die US-Tennisikone John McEnroe soll in seinem Live-Kommentar gesagt haben, dass Bartoli “nicht so aussieht, wie man sich eine Athletin vorstellt”. Körperdiskriminierende und frauenfeindliche Beschimpfungen wie “This Bartoli chick is a fat slob” bis zu “Fucking fat ugly fuck” wurden bei Twitter gepostet. Hier zeigte sich deutlich das gängige Vorurteil, dass Sportler und Sportlerinnen immer dünn sind – was auch immer “dünn” konkret bedeuten mag. Es ist Konsens: Ein dicker Körper und Sportlichkeit schließen sich aus. Gleichzeitig wird nur ein dünner Körper als schön betrachtet.
dieStandard.at: “Zu hässlich für Wimbledon?”
The Guardian: “John Inverdale apologises for ‘ham-fisted’ Marion Bartoli comment”
Doch Marion Bartoli wusste dieser Gewichtsdiskriminierung etwas entgegenzusetzen: “Habe ich davon geträumt einen Modelvertrag zu bekommen? Nein, tut mir Leid. Habe ich davon geträumt Wimbledon zu gewinnen? Ja, absolut!”
Erfreulicherweise ist in den letzten Jahren die Zahl der öffentlich präsenten dicken Menschen und Aktionen, die dieses Fitness-Vorurteil widerlegen, deutlich angestiegen. Sie zeigen, dass Sportlichkeit und Freude an Bewegung nicht im Widerspruch zu einem dicken Körper stehen. „Fitness vs Fatness? – der falsche Gegensatz“ weiterlesen
Warum "Hast du abgenommen?" nicht als Kompliment taugt
Die Bewertung und Kommentierung unseres Körpers ist allgegenwertig: ob in den Medien, in der Familie oder im Freundeskreis. Ein Gewichtsverlust wird dabei in der Regel uneingeschränkt positiv bewertet.
In Starmagazinen wird den Abnehmerfolgen von Prominenten nicht selten eine ganze Seite gewidmet, in Frauenmagazinen sind die Diättipps um die Feiertagskilos loszuwerden Standard und Ausrufe wie “Du siehst aber gut aus! Hast du abgenommen?” werden von manchen Menschen selbstverständlich anstelle einer Begrüßung verwendet. Ein dünnerer Körper wird hier schnell gleichgesetzt mit Gesundheit und Attraktivität. Die Frage, ob sich die Person überhaupt wohl in ihrer Haut fühlt, tritt vollkommen in den Hintergrund und eine negative Ursache für einen Gewichtsverlust kommt den wenigsten in den Sinn. „Warum "Hast du abgenommen?" nicht als Kompliment taugt“ weiterlesen
"All about that bass" von Meghan Trainor – ein Song über Size Acceptance?
Der Song “All about that bass” von Meghan Trainor ist derzeit auf Platz 1 der Hitparade des US-amerikanischen Billboard-Magazins und auch in Deutschland feiert er Charterfolge. In “All about that bass” singt Meghan Trainor im 50er Jahre Doo-Wop-Stil über ihre hüftbetonte Figur und entwirft ein positives Körperbild indem sie klarstellt: “Bei mir sitzt das richtige Zeug an den richtigen Stellen.’. „"All about that bass" von Meghan Trainor – ein Song über Size Acceptance?“ weiterlesen
The Fat Naked Art Project
Das Fat Naked Art Project (Aktphotographie) hat zum Ziel, das sich hartnäckig haltende Vorurteil zu widerlegen, dass Dick- und Schönsein sich gegenseitig ausschließen. Das Projekt wurde von Raleigh, dem Fotografen Travis McKeithan, und der Fotografin Heather Kolaya, die auch als Model arbeitet, ins Leben gerufen. Sie wollen unterschiedliche Körperformen abbilden. Dicksein sei nichts, wofür man sich verstecken müsse oder wofür man sich schämen sollte, so ihr Leitsatz.
Dokumentarfilmprojekt "Fattitude"
Gewichtsdiskriminierung ist ominpräsent und täglich Programm, trotzdem findet man kaum Filme, Serien, Reportagen oder Dokumentarfilme, die dieses Problem adressieren. Das wollen die beiden feministischen Filmemacherinnen Lindsey Averill und Viridiana Lieberman mit ihrem Dokumentarfilmprojekt “Fattitude – A body positive documentary” (dt. in etwa “Fettitüde – ein körperpositiver Dokumentarfilm”) ändern. „Dokumentarfilmprojekt "Fattitude"“ weiterlesen