Fitness vs Fatness? – der falsche Gegensatz

Als die französische Tennisspielerin Marion Bartoli 2013 in Wimbledon den Titel holte, stand sie leider weniger wegen ihrer sportlichen Leistung im Fokus: Statt zu honorieren, dass sie z. B. zu den wenigen Spielerinnen gehört, die das Turnier ohne Satzverlust gewinnen konnten, wurde ihr Aussehen durch die Medien und anonym im Internet kommentiert.
Die US-Tennisikone John McEnroe soll in seinem Live-Kommentar gesagt haben, dass Bartoli “nicht so aussieht, wie man sich eine Athletin vorstellt”. Körperdiskriminierende und frauenfeindliche Beschimpfungen wie “This Bartoli chick is a fat slob” bis zu “Fucking fat ugly fuck” wurden bei Twitter gepostet. Hier zeigte sich deutlich das gängige Vorurteil, dass Sportler und Sportlerinnen immer dünn sind – was auch immer “dünn” konkret bedeuten mag. Es ist Konsens: Ein dicker Körper und Sportlichkeit schließen sich aus. Gleichzeitig wird nur ein dünner Körper als schön betrachtet.
dieStandard.at: “Zu hässlich für Wimbledon?”
The Guardian: “John Inverdale apologises for ‘ham-fisted’ Marion Bartoli comment”
Doch Marion Bartoli wusste dieser Gewichtsdiskriminierung etwas entgegenzusetzen: “Habe ich davon geträumt einen Modelvertrag zu bekommen? Nein, tut mir Leid. Habe ich davon geträumt Wimbledon zu gewinnen? Ja, absolut!”
Erfreulicherweise ist in den letzten Jahren die Zahl der öffentlich präsenten dicken Menschen und Aktionen, die dieses Fitness-Vorurteil widerlegen, deutlich angestiegen. Sie zeigen, dass Sportlichkeit und Freude an Bewegung nicht im Widerspruch zu einem dicken Körper stehen.

Yoga

Eines dieser Projekte ist “Every body can be a yoga body”: Neunzehn dicken Menschen haben hier Bilder oder Filme von sich beim körperbetonten Yoga auf die Internetplattform Instagram gestellt.

Akrobatik

Beeindruckend ist auch dieser kurze Youtube-Clip, der eine Showeinlage zweier Akrobaten zeigt, die durch ihre Verbindung von Kraft, Gelenkigkeit und Teamplay besticht.

Tanz

Ebenfalls auf Youtube findet sich die Geschichte von Whitney Thore, die inzwischen gegen diese Vorurteile antanzt: Seit ihrer Jugend war Tanzen ihre Leidenschaft. Verunsichert durch eine starke Gewichtszunahme wendete sie sich vom Tanzen ab. Mittlerweile akzeptiert sie ihren Körper und für ihre im Internet veröffentlichten Tanz-Clips hat sie sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Für sie war es ein großer Aha-Moment als sie für sich feststellte, dass sich als dicker Mensch selbst zu lieben nahezu einem subversivem Akt gleichkommt (“and that is mindblowing to me that loving yourself is so subversive when you are fat.”).
In diesen Trend reiht sich ebenso der Blog “Dances With Fat” von Ragen Chastain ein, die sich selbst als Tänzerin, Schriftstellerin, Choreographin und Fat-Aktivistin beschreibt und sich übrigens gerade für den sogenannten Iron Man vorbereitet. Auf Youtube kann man ihren Standardtanz-Auftritt zum Song “I’m Beautiful” von Bette Midler anschauen.

Ballett

Sogar im Ballett – einer Tanzform mit traditionell äußerst rigiden Körper- und Gewichtsnormen – gibt es einen Lichtblick: Das russische Big Ballett, ein Tanz-Ensemble bestehend aus dicken Tänzerinnen, zeigt, dass dicke Ballerinas nicht weniger gelenkig und grazil sind.