Gewichtsdiskriminierung: Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt Handlungsbedarf auf

2016-04-19_Flyer_ADSDie Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat auf der Bundespressekonferenz im Rahmen ihres Berichts für den Bundestag die Ergebnisse der Studie “Diskriminierungserfahrungen in Deutschland” vorgestellt. Laut Abschlussbericht stehen 634 der erfassten Fälle in Zusammenhang mit Körpergewicht. Da innerhalb der zugehörigen Befragung das äußere Erscheinungsbild nicht gezielt abgefragt wurde, kommt dieser hohen Fallzahl eine besondere Relevanz zu. Dicke Menschen werden vor allem im Gesundheits- und Pflegebereich mit Stereotypen und Herabwürdigungen konfrontiert. Dort wird “mehr als fünf Mal so häufig von Benachteiligungen aufgrund des Gewichts berichtet, als zu erwarten wäre”. Zur Wehr setzen sich Menschen mit hohem Gewicht auffallend selten. Während im Mittel 44,0 Prozent gegen die Situation oder die diskriminierende Person vorgingen, waren es in ihrer Gruppe nur 30,5 Prozent.
Insbesondere die fehlende Barrierefreiheit in Praxen und Krankenhäusern trägt zu einer schlechteren gesundheitlichen Versorgung dicker Menschen bei. “Die Qualität der gesundheitlichen Versorgung leidet deutlich, wenn Mobiliar und medizinische Hilfsmittel nicht auf den dicken Körper ausgelegt sind”, so Natalie Rosenke, Vorsitzende der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung. “Einige Diagnoseverfahren stehen hochgewichtigen Menschen aufgrund unzureichender Dimensionierung der Geräte gar nicht zur Verfügung. MRT-Geräte sind ein typisches Beispiel hierfür.” Der erschwerte Zugang zu medizinischen Einrichtungen und Leistungen ist nicht die einzige Parallele zum Erleben von Menschen mit einer Behinderung oder Beeinträchtigung. Ähnlich Menschen mit psychischer Beeinträchtigung beschrieben dicke Menschen, dass ihre körperlichen Beschwerden meist nicht ernstgenommen und psychosomatische Ursachen unterstellt werden. Die Folge: Diagnose “Essstörung” mit dem ersten Händedruck.
Die Gruppe der Personen, die eine Diskriminierungserfahrung anhand ihres Äußeren beschrieb, wehrte sich auch insgesamt gesehen am wenigsten. Der Bericht stellt den fehlenden Diskriminierungsschutz durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz als Ursache zur Diskussion. Die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung betrachtet die immer wieder in Richtung dicker Menschen erfolgenden Schuldzuweisungen als einen weiteren entscheidenden Faktor. Der Verband fordert daher zusätzlich zu einer Erweiterung des AGG um das Merkmal Gewicht einen nationalen Aktionsplan zur Sensibilisierung der Bevölkerung für Gewichtsdiskriminierung.
Diskriminierung in Deutschland
Dritter Gemeinsamer Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der in ihrem Zuständigkeitsbereich betroffenen Beauftragten der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages: