„Haben Sie eine Essstörung oder schmeckt es Ihnen einfach nur?“ Mit welchen Fragen im Vorstellungsgespräch die Qualifikation geprüft wird, ist bisweilen erstaunlich – und diskriminierend. Vor allem dicke Menschen sehen sich hier häufig Vorurteilen gegenüber. Aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes gelten sie als leistungsschwach und nicht repräsentabel, da weder dick und gesund noch dick und schön in unserer Gesellschaft eine denkbare Kombinationen darstellen.
Das Photo im Lebenslauf senkt die Chancen dicker Bewerber*innen signifikant. Das zeigt eine Studie der Universität Tübingen, für die 127 Personalentscheider*innen befragt wurden. Dicke Frauen schnitten hier besonders schlecht ab: 98 Prozent der Befragten trauten ihnen keine prestigeträchtigen Berufe wie Ärztin oder Architektin zu. Von anonymisierten Bewerbungsverfahren würden dicke Menschen damit insofern profitieren, dass sie diesen Vorurteilen im Bewerbungsgespräch zumindest Paroli bieten könnten, statt bereits im Vorfeld stillschweigend aussortiert zu werden.
SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben sich im Rahmen des von uns initiierten Projekts “Die Wahlprüfsteine” klar für anonymisierte Bewerbungsverfahren ausgesprochen. Sie sehen dies als eine notwendige unterstützende Maßnahme, um die “verfestigten Strukturen” aufzubrechen. Die CDU/CSU steht dieser zusätzlichen Form der Prävention von Diskriminierung ablehnend gegenüber. Sie setzt auf die bestehenden Maßnahmen, „die ein bewusstes Umdenken bei den Personalverantwortlichen“ fördern sollen. Die FDP sieht zwar das Potential der Maßnahme, will aber, dass es eine „freiwillige Entscheidung der Unternehmen bleibt, sich für ein solches Bewerbungsverfahren zu entscheiden.“ Die ausführlichen Antworten der Parteien finden Sie auf der Website des Projekts “Die Wahlprüfsteine”.
Universität Tübingen
Übergewicht bringt berufliche Nachteile
SPON
Miese Vorstellungsgespräche: “Haben Sie eine Essstörung, oder schmeckt es Ihnen einfach nur?”