Wissenschaftler*innen aus 15 Ländern weltweit fordern rechtlichen Schutz vor Gewichtsdiskriminierung

­­Vom 14.-15.7.2022 fand im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin die 8. Internationale Weight Stigma Conference statt. Veranstalterin war die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung e.V. in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität zu Berlin und einem internationalen Netzwerk von Forschenden. Die Weight Stigma Conference ist eine jährlich stattfindende Fachkonferenz, die interdisziplinär Forschende, politisch Arbeitende und Aktivist*innen zusammenbringt mit dem Ziel, eine gesellschaftliche und politische Debatte zu Gewichtsstigma und -diskriminierung anzustoßen. Der Schwerpunkt „Recht und Politik“ der diesjährigen Tagung bildete den Rahmen für den fachlichen Austausch darüber, wie hochgewichtige Menschen rechtlich vor Diskriminierung geschützt werden können; aber auch darüber, was die Politik jenseits von Gesetzgebungsvorhaben tun kann, um für Gewichtsdiskriminierung als unterschätztes, aber weit verbreitetes Problem zu sensibilisieren sowie Strukturen zu schaffen, die Betroffene unterstützen.

Über 80 Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen aus 15 Ländern von Chile bis Katar diskutierten in 36 Vorträgen sowie interaktiven Workshops Themen wie Antidiskriminierungsrecht, Gewichtsdiskriminierung in Medizin, Gesundheitswesen und im Alltag und erörterten politische und aktivistische Gegenmaßnahmen.

Unter den Teilnehmenden, die aus ganz verschiedenen politischen, sozialen und kulturellen Kontexten in ihren Heimatländern kamen, herrschte Einigkeit: Gewichtsdiskriminierung und -stigma darf keine Privatsache bleiben, sondern muss auf die politische Agenda.

„Der Schutz vor Gewichtsdiskriminierung muss im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz AGG und im Landesantidiskriminierungsgesetz Berlin verankert und ausdrücklich benannt werden“, so auch Dr. Doris Liebscher, Leiterin der Ombudsstelle für das Landesantidiskriminierungsgesetz Berlin und eine der drei Hauptvortragenden.

Gewichtsdiskriminierung ist systematische Benachteiligung, die große Auswirkungen auf die Lebenschancen und die wirtschaftliche, finanzielle, soziale und auch gesundheitliche Position der Betroffenen hat. Nach einer groß angelegten Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes von 2017 ist Gewichtsdiskriminierung eine der häufigsten Diskriminierungsformen in Deutschland. Bislang gibt es keinerlei rechtlichen Schutz vor Gewichtsdiskriminierung, weder im Arbeitsleben, im Gesundheitswesen, im Waren- oder Dienstleistungssektor noch im Bildungswesen oder im Zusammenhang mit Polizei oder öffentlichen Einrichtungen.