Heute ist Tag 1 der 8. Internationalen Weight Stigma Conference. Schwerpunkt ist dieses Mal Recht und Politik. Wir haben hierzu im Vorfeld der Konferenz mit Claudia Roth gesprochen.
Über die sechs im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) genannten Diskriminierungskategorien hinaus geben die meisten von Diskriminierung Betroffenen an, dass sie anhand äußerlicher Merkmale Diskriminierung erfahren haben, 51 Prozent davon anhand ihres Körpergewichts. Die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung fordert daher die Aufnahme von „Gewicht“ in § 1 AGG. Werden sich die GRÜNEN hierfür stark machen?
Die Grüne Bundestagsfraktion hat sich für diese Legislaturperiode das Ziel gesetzt, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz zu reformieren. In diesem Zusammenhang werden wir auch über die Aufnahme von weiteren Kriterien, zum Beispiel die Gewichtsdiskriminierung, diskutieren. Dabei ist es wichtig, dass wir in der Fraktion darüber sprechen und uns dazu Expertise einholen, wie Gewichtsdiskriminierung funktioniert und was ein gesetzliches Benachteiligungsverbot gegen diese Diskriminierungsform bewirken kann. Ein am Ende möglicherweise wirkungsloses Gesetz wird der berechtigten Forderung von Gewichtsdiskriminierten nach Schutz durch die Politik nicht gerecht.
Obwohl Gewichtsdiskriminierung stark verbreitet ist, fehlt vielfach noch ein Bewusstsein für diese Diskriminierungsform. Nationalen Aktionspläne und Maßnahmen zur Sensibilisierung sind gängige politische Instrumente, um den entgegenzuwirken. Gibt es bei den GRÜNEN bereits Gruppen oder Arbeitskreise, die auf dem Thema Gewichtsdiskriminierung dahingehend arbeiten oder bei denen Sie hier klar Anknüpfungspunkte sehen?
Bei uns in der Partei und in den Fraktionen sind es vor allem die Feminist*innen, die sich mit dem Thema Gewichtsdiskriminierung beschäftigen. Zum Beispiel die Landesarbeitsgemeinschaft Feminismus in Berlin ist da aktiv. Auch unsere Parteivorsitzende Ricarda Lang macht immer wieder auf Bodyshaming und darauf, wie gerade Frauen dadurch abgewertet werden, aufmerksam. Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, sich politisch äußern und Raum einnehmen, sind Rechten und Antifeminist*innen ein Dorn im Auge. Sie nutzen jede Gelegenheit, um diese Frauen einzuschüchtern.
Was die politische Auseinandersetzung mit Gewichtsdiskriminierung angeht, müssen auch wir Grüne noch mehr Expertise sammeln. Deshalb freue ich mich besonders über die vielen Aktivisten und Expert*innen, die bei der Weight Stigma Conference zusammenkommen. Wir brauchen diesen Input aus der Zivilgesellschaft.
Die Internationale Weight Stigma Conference ist die erste größere internationale Fachkonferenz, die zum Thema Gewichtsstigma und Gewichtsdiskriminierung in Deutschland stattfindet. Was möchte Sie uns und der Tagung mit auf den Weg geben?
Ich finde es großartig, dass dem Thema Gewichtsdiskriminierung mehr Öffentlichkeit gegeben wird. Wir Grünen stehen für einen breiten Vielfaltsbegriff, der die Menschen dort abholt, wo sie stehen. Überall dort, wo Menschen diskriminiert und ihnen Rechte vorenthalten werden, müssen wir dagegenhalten. Ich freue mich, dass Aktivist*innen gegen Gewichtsdiskriminierung sich zu einem internationalen Kongress zusammenschließen und wünsche allen Teilnehmer*innen einen wundervollen Kongress!
Foto © Kristian Schuller