Männlich, mindestens 1,90 groß und einen BMI im unteren Normalgewichtsbereich, so wünschen sich deutsche DAX-Konzerne ihre Manager. Doch nicht nur in den Vorstandsetagen grassiert der Schlankheitswahn, auch im mittleren Management werden abweichende Körperformen kaum noch geduldet. Insbesondere wer dicker als die Norm ist, hat fast keine Chance auf beruflichen Aufstieg, da mögen die fachlichen und sozialen Kompetenzen noch so überzeugend sein. “Weil Sie mit Ihrem Körperumfang nicht die Intellektualität ausstrahlen, die unsere Kunden von unseren führenden Mitarbeitern zu Recht erwarten dürfen”, wurde einem Verlagsbereichsleiter der Aufstieg in eine höhere Position versagt. Hier hat sich der Vorgesetzte den sonst üblichen Verweis auf eine vermeintlich bessere gesundheitliche Performance gespart, und zur Abwechslung die unverblümte Wahrheit verkündet. Es geht nicht um Leistung oder Gesundheit, sondern einzig und allein um Ästhetik. Zwar spiele die formale Ausbildung immer noch die größte Rolle, gleich dahinter käme aber das Aussehen bei der Entscheidung über Stellenbesetzungen, meint die BWL-Professorin Sonja Bischoff. Höchste Zeit also für anonyme Bewerbung. Höchste Zeit vor allem aber für ein Anti-Diskriminierungsgesetz, das Gewichtsdiskriminierung ausdrücklich einschließt.