Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) erkennt ein hohes Gewicht als Behinderung an

Das Wort Behinderung ist in unserem Kulturkreis negativ assoziiert. Sätze wie “Bist Du behindert, oder was?”, ob nun als Teil der Jugendsprache oder der sozialen Parodie im Kontext der Comedy, tragen an uns immer wieder den Gedanken heran, dass Behinderung ausschließlich ein geistiges oder körperliches Defizit beschreibt. Die Klassifizierung eines hohen Körpergewichts als Behinderung lehnen folglich viele dicke Menschen ab. Sie sehen sich selbst nicht als hilfsbedürftig oder in der Leistungsfähigkeit eingeschränkt und fürchten die Verstärkung der Stigmatisierung eines hohen Gewichts durch dieses Label.
Dieses Verständnis von Behinderung ist mehr als unglücklich. Es führt im Allgemeinen zu Distanz und Mitleid, was Menschen mit einer Behinderung ein im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten normales, voll integriertes Leben unmöglich macht.
Wir alle sind anders – jeder auf seine Art. Viele von uns haben nur das Glück, dass sie dennoch in den errechneten Durchschnitt fallen, der uns im Alltag nicht nur in Form von Treppen und Stühlen begegnet. Wenn wir uns das vor Augen führen und Behinderung damit weniger als “behindert sein” und mehr als “behindert werden” verstehen, wird es uns allen leichter fallen, unsere Unterschiede anzunehmen. „Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) erkennt ein hohes Gewicht als Behinderung an“ weiterlesen

Feiertage sind zum Feiern da

“Durch das Wohnzimmer zu tanzen nach ein paar Gläsern Wein zählt als Bewegung.”
Glenys O Rebel, zugelassene Ernährungsberaterin, Los Angeles
Von dieser entspannten Haltung können sich hierzulande viele Ernährungsberater eine Scheibe abschneiden, die immer noch die gegrillte Pute als Ersatz für die Gänsekeule anpreisen, wie zum Beispiel gerade wieder in der BILD Zeitung:
21.12. BILD (online)
“Frohes Fett: So wird Ihr Weihnachtsmenü figurfreundlich”
Das Wort “Fett” ist übrigens kein Tippfehler von uns.

Kritik an der S3-Leitlinie zur "Prävention und Therapie der Adipositas"

Die S3-Leitlinie ist erstmalig 2007 erschienen und liegt seit April 2014 in der Version 2.0 vor. Sie dient als Blaupause für die Behandlung dicker Menschen im medizinischen Bereich und listet auch einen Reihe von wenig beachteten Ursachen für ein hohes Gewicht auf:
Auszug Tabelle 3.1.6

  • familiäre Disposition, genetische Ursachen
  • Schlafmangel
  • Stress
  • depressive Erkrankungen
  • endokrine Erkrankungen (z. B. Hypothyreose, Cushing-Syndrom)
  • Medikamente (z. B. Antidepressiva, Neuroleptika, Phasenprophylaktika, Antiepileptika, Antidiabetika, Glukokortikoide, einige Kontrazeptiva, Betablocker)
  • andere Ursachen (z. B. Immobilisierung, Schwangerschaft, Nikotinverzicht

In der Leitlinie selbst ist diese Aufstellung allerdings ebenfalls nur eine Randnotiz: Sie widmet diesem Fakt 1 von 105 Seiten und weist die hierfür erforderlichen Untersuchungen (5.5) wie die Prüfung des TSH-Wertes zur Feststellung einer Schilddrüsenunterfunktion sogar als weniger relevant (Empfehlungsgrad B) und fakultativ aus. „Kritik an der S3-Leitlinie zur "Prävention und Therapie der Adipositas"“ weiterlesen

Die Lammily – ein gelungener Gegenentwurf zur Barbie

Die Barbie von Mattel ist eine Erfolgsgeschichte, die bis in die späten 50er Jahre zurückreicht. Als Anziehpuppe mit einer großen Auswahl an Kleidung konzipiert, spiegelt ihre Garderobe noch heute die aktuelle Mode wieder und manchmal sogar ihre Schöpfer: So ist Karl Lagerfeld inzwischen Seite an Seite mit Ken in der Spielzeugabteilung erhältlich.
Die Mode hat sich seit den Anfängen der Barbie stark verändert, ihr Körper nicht: Noch heute sind die Füße der weiblichen Barbie auf hohe Schuhe zugeschnitten, so dass sie barfuss nicht stehen kann, und um ihre unverhältnismäßig schmale Taille zu erreichen, müsste man in der Realität sicherlich auf ein paar Organe verzichten – ein bei den Prinzessinnen von Disney ebenfalls stark verbreitetes Problem. „Die Lammily – ein gelungener Gegenentwurf zur Barbie“ weiterlesen

Gewichtsdiskriminierung im Namen der Prävention

“Medizinische Forschung unterliegt ethischen Standards, die die Achtung vor den Menschen fördern und sicherstellen und ihre Gesundheit und Rechte schützen.” so hat es der Weltärztebund (WMA) in §7 der Deklaration von Helsinki “Ethische Grundsätze für die medizinische Forschung am Menschen” festgelegt. Dieser Grundsatz legt nahe, dass medizinische Forschung mit dem Ziel oder dem vorhersehbaren Effekt der Diskriminierung als unethisch zu betrachten ist. Leider stellt dieser Grundsatz für andere an der medizinischen Forschung Beteiligte nur eine Anregung dar. Eine Anregung, die von der Southern Illinois University Edwardsville und der Cornell University offensichtlich als zu vernachlässigen eingestuft wurde.
So befasste sich Anfang des Jahres ein Forscherteam mit der Frage, ob die Anwesenheit einer hochgewichtigen Person das Essverhalten von (aus medizinischer Sicht) normalgewichtigen Personen negativ beeinflusst und ob das Essverhalten der hochgewichtigen Person hierbei eine Rolle spielt. „Gewichtsdiskriminierung im Namen der Prävention“ weiterlesen

07.10.2014 – Jahrestag der Fat Shaming Week (öffentlicher Aufruf zur Diskriminierung dicker Menschen)

Es war ein Mal… So möchte man fast beginnen, denn die Fat Shaming Week geht auf den englischsprachigen Blog Return Of Kings zurück, der am 07.10.2013 erstmalig seine Leser auf Twitter dazu aufforderte, dicke Menschen zu demütigen. Als Mittel der Wahl wurden hierfür Witze, Geschichten und Kommentare vorgeschlagen.
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RTL Punkt 12: Kurzreportage zum Thema Gewichtsdiskriminierung

Gewichtsdiskriminierung ist Alltag: Dass der dicke Mensch uns auf Photos fast ausschließlich in Rückansicht ohne Kopf oder als ein von einem Maßband umschlungenes Stück Bauchspeck begegnet, nimmt die Gesellschaft kaum wahr. Er ist gesichtslose Masse und Klatschthema ohne Persönlichkeitsrecht. Kurzum: Ob seine Menschenwürde unantastbar ist, wird meist am Nachbartisch im Restaurant entschieden. „RTL Punkt 12: Kurzreportage zum Thema Gewichtsdiskriminierung“ weiterlesen

Ein hohes Gewicht verbessert die Überlebenschancen bei Sepsis

Adipositas gilt im Gesundheitswesen als “Staatsfeind Nummer 1”. Begründet wird dies gern mit einer durch das hohe Gewicht verkürzten Lebenserwartung. Wie wenig haltbar dieses Argument ist, zeigte bereits die 1994 veröffentlichte Düsseldorf Obesity Mortality Study (DOMS), bei der mehr als 6000 PatientInnen mit einem BMI von 25 (Praeadipositas) bis 74,4 (Adipositas Grad III) 30 Jahre lang begleitet wurden. Es stellte sich heraus, dass Geschlecht und Alter einen wesentlich größeren Einfluss auf die Sterblichkeit hatten als das Gewicht. Für die gesundheitliche Verdammung des dicken Körpers in der Form, wie sie derzeit betrieben wird, gibt es damit keine wissenschaftliche Grundlage. „Ein hohes Gewicht verbessert die Überlebenschancen bei Sepsis“ weiterlesen

Model kritisiert Stärke der Bildbearbeitung

Cindy Crawford fasste es ein Mal so zusammen: “Im wirklichen Leben, ohne Make-up und gute Beleuchtung, sehe nicht einmal ich aus wie Cindy Crawford.” Wo gestern noch der Zauber in der Maske aufgelegt wurde, spielt heute Bildbearbeitungssoftware die Hauptrolle. So wird aus Kunst meist künstlich – wie in diesem Fall – und die Schönheitsideale werden immer unerreichbarer, denn in der Realität gibt es keinen Weichzeichner.
Dies Mal war auch das Model mit der Manipulation nicht einverstanden und veröffentlichte das Original. Danke Meaghan Kausman!
takepart Artikel:
Model Blasts the Company That Slimmed Her Body With Photoshop